Interessant ist es, wenn man mit ganz unterschiedlichen Leuten zusammen kommt. Sie näher kennenlernt und spürt wie unterschiedlich und vielfältig sie sind. Wenn man aufmerksam ist, merkt man schnell, was dem Anderen wichtig ist. Was er wahrnimmt und welche Stellung er zu unterschiedlichen Themen bezieht.
Am interessantesten ist es für mich aber, dass zwei unterschiedliche Personen ein und dasselbe Ereignis völlig unterschiedlich wahrnehmen und bewerten können. Mischt sich ein Kind in das Gespräch von Erwachsenen ein, sagt der Eine „das ist aber ein interessiertes Kind“, für den Andern ist das Kind frech und störend. Oder kleidet sich jemand schick, sagt der Eine: „der gibt aber an und ist eingebildet“, der Andere findet die Person selbstbewusst und bewundernswert. Oder jemand bekommt ein Geschenk: der Eine sieht darin eine Schmeichelei oder gar einen Bestechungsversuch, der Andere freut sich darüber.
Wenn man will, kann man zwei unterschiedliche Wahrnehmungsvorlieben unterscheiden: Der Eine sieht immer nur das Negative, das Schlechte, das Böse, der Andere sieht immer nur das Positive, das Schöne, das Gute.
Für den Ersten wird alles schlechter und schwieriger. Für den Zweiten geht alles gut aus, auch wenn es nicht den Anschein hat, so glaubt er doch, dass alles letztlich zum Guten führt.
Der Erste redet von Unfällen, Katastrophen, Krankheiten, Leid. Der Zweite redet vom Guten, von dem was man alles hat und genießen kann.
Der Eine sieht das Negative, die Fehler, die Schuld. Der Andere sieht das Positive, den Wert und die gegebenen Möglichkeiten.
Sie kennen sicher solche Typen: Einer ist der „Fehlersucher", der Andere der „Schatzsucher".
Gerne würde ich - und vielleicht auch Sie- mehr der „Schatzsucher“ und weniger der „Fehlersucher“ sein. Gerne würde ich bei einem negativen Erlebnis auch etwas Positives erkennen können.
Es gibt solche Schatzsucher und Schatzfinder: Menschen, die das Gute überall sehen und entdecken. Die den Keim des Guten wahrnehmen, die selbst im äußerlich Negativen, in Ärger oder Missmut das Positive, die Kraft zur Veränderung sehen können.
Es gibt Menschen, die auch in schwierigen Situationen versuchen Sinn zu entdecken, die davon überzeugt sind, dass alles irgendwie gut werden wird.
Menschen, die die Schönheit der Natur, auch im Spätherbst genießen, die Veränderungen in der Natur beobachten und sich daran erfreuen können.
Einer der überall nur das Gute sah, war Jesus. Er holte Menschen, die abgeschrieben waren, in die Gemeinschaft zurück: Außenseiter, Trickser, Aussätzige, Kranke und Gebrechliche. Jesus sah das Gute in ihnen und ging so mit ihnen um, wie mit Guten, denn sie waren in seinen Augen gute Menschen.
Richten wir unsern Blick auf das Schöne, auf das keimhaft vorhandene Gute.