Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben, daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt.

Ob jemand Jesus nachfolgt, sein Jünger ist, also Christ ist, ist keine Frage der Selbstdarstellung, keine Selbstaussage, die man über sich selbst machen kann, so als ob man sich einfach als Christ bezeichnen könnte, sondern eine Frage der Liebe. Die Liebe ist das Erkennungszeichen, das Merkmal fürs Christsein.

Was ist ein Christ? Antwort: Jemand der Christus nachfolgt. Klar! Aber was heißt das eigentlich? Antwort: Jemand der liebt. Frage: Und was meint das Liebe?

Man liebt seine Familie, seinen Hund, seine Fußballmannschaft, seinen Beruf und vielleicht das Lesen dieser Gedanken. Liebe kann vieles meinen. Was liegt all diesen Arten von Liebe zugrunde? Liebe meint Zusammengehörigkeit, Zugehörigkeit, Dazugehören.

Wir Menschen sind für das Glück, für das Leben, für die Fülle geschaffen. Wir wollen uns wohl fühlen, zufrieden und ausgeglichen sein, Freude und gute Laune haben.

Untersucht man sehr glückliche Menschen, findet man, dass sie in erfüllenden, sozialen Beziehungen leben.

Sie setzen sich für andere Menschen mit ihren Stärken und ihrem Können ein. Sie sehen das Gute im Anderen und glauben an sie.

Das Beste für den Menschen ist der andere Mensch.  Darwin war der Auffassung, dass das Leben ein „Kampf ums Überleben"  sei und Thomas Hobbes, dass „der Mensch dem  Menschen ein Wolf" sei? 

Oder Sartre: „die Hölle das sind die anderen"?

Gehört es nicht inzwischen zum allgemeinen Wissen, dass nur die, an die Umwelt am besten angepassten überleben?

In einem berühmten Experiment wurden Amerikaner und Japaner Bilder von einem Aquarium gezeigt. Sie sollten beschreiben, was sie sehen. Dabei fiel auf, dass Amerikaner regelmäßig den größten und auffälligsten Fisch beschrieben. Hingegen sahen die Asiaten viel stärker das Umfeld des Fisches. Sie berichteten von Pflanzen, Steinen, Wasserblasen und der „Landschaft“ in der sich die Fische aufhielten. Wir schauen mehr auf den individuellen Akteur und übersehen oft den Kontext bzw. die anderen Dinge die auch dazugehören.

Sagt der Mann zur Frau, die gerade mit kurz geschnittenen Haaren vom Friseur kommt: „Du siehst gut aus.“ Darauf Sie: „Dir haben doch kurze Haare noch nie gefallen.“ Die Frau glaubt das Kompliment nicht, sie denkt, dass ihm kurze Haare nicht gefallen und jetzt hat sie kurze Haare. So kommt das Kompliment bei ihr nicht an.

Beziehungen zu anderen Menschen sind ungemein bedeutsam. Freiheiten nimmt man oft nicht war, wenn man sie hat.

Erst wenn man in einem Rollstuhl sitzt wird man feststellen, wie wichtig es war, gehen zu können. So auch bei den Beziehungen, erst dann wenn sie fehlen, wird einem bewusst, welch eine zentrale Rolle sie innehatten.