Was ist ein Christ? Antwort: Jemand der Christus nachfolgt. Klar! Aber was heißt das eigentlich? Antwort: Jemand der liebt. Frage: Und was meint das Liebe?

Man liebt seine Familie, seinen Hund, seine Fußballmannschaft, seinen Beruf und vielleicht das Lesen dieser Gedanken. Liebe kann vieles meinen. Was liegt all diesen Arten von Liebe zugrunde? Liebe meint Zusammengehörigkeit, Zugehörigkeit, Dazugehören.

Zugehörigkeit zueinander in Freiheit, ohne Zwang. Liebe ist so das „Ja“ zur Zugehörigkeit, das bewusste „Ja“ zueinander. Nicht nur verbal, sondern als  Tun. Liebe ist so das gelebte, das vollzogene, das praktizierte „Ja“ zueinander, das gelebte „Ja“ zur Zugehörigkeit.

Konkret heißt das, dass man nicht nur als Individuum lebt, sondern als Gemeinschaft. Dass man sich mit den Mitmenschen verbunden fühlt. Ja sogar, dass man sich eins fühlt, mit allem was ist. Ich glaube, das ist es auch, was uns unsere Erfahrung lehrt. Wenn wir zusammen mit anderen sind, miteinander reden, miteinander singen, miteinander Musik machen, gemeinsam Probleme lösen, uns füreinander einsetzen, dann geht es uns gut, dann „wachsen“ und entwickeln wir uns.

Zugehörigkeit ist am schönsten, wenn sie wechselseitig ist. Diese wechselseitige Zugehörigkeit wird dadurch gelebt, dass man etwas gibt, dass man etwas von sich gibt, dass man sich gibt, weitergibt was auch mir gegeben wurde. 

Zugehörigkeit ist eine zentrale Grundkraft von uns Menschen, deutlich wird das schon beim kleinen Kind. Wie sehr braucht es eine sichere Bezugsperson. Oder beim Jugendlichen. Wie sehr fühlt er sich zu seiner „peer group“ hingezogen. Er will dazugehören. Dies drückt er durch Identifikation mit der Kultur der Gruppe (Marken, Musik, Sprache) aus.

Gerald Hüther der bekannte Hirnforscher meint sogar, dass die Zugehörigkeit zu den andern so stark ist, dass es für kein Kind gut ist, wenn man es bspw. aus der Klasse bzw. Gruppe herausnimmt, um ihm speziellen Förderunterricht zu geben. Denn, wenn es nicht mehr in seiner Gruppe ist, denkt es immer daran: „Warum bin ich nicht bei den andern? Und wie kann ich da wieder zurückkommen? Forschungen zeigen, dass im Gehirn genau dieselben Prozesse ablaufen, wenn jemand ausgeschlossen wird, wie wenn man ihm körperlichen Schmerz zufügen würde.

Joachim Bauer ordnet das Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu den biologisch stärksten Belohnungssystemen in unserem Gehirn zu. Auch er stellt dar, dass beim Ausschluss aus der Gemeinschaft neurobiologisch dasselbe geschieht, wie beim Zufügen von Schmerzen.

Liebe, als Zugehörigkeit verstanden, ist so gleichermaßen biologisch, wie religiös grundgelegt. Zugehörigkeit ist Anspruch und Erkennungsmerkmal des Menschseins, wie des Christseins.