Papst Franziskus warnte vor zunehmender Polarisierung unserer Gesellschaft. Spaltung und Auseinanderbrechen sind der Geschichte der Kirche und der Gesellschaft nicht völlig fremd. Diese Gefahr ist offensichtlich heute wieder besonders aktuell. Einer der ersten Gesandten, Simon, von Christus zum „Fels". ernannt, war in einer Situation, wo heftig um den richtigen Weg der Kirche gerungen wurde. Er auf der einen Seite und Paulus auf der anderen. Es sollte darum gehen, wer unter welchen Bedingungen, Zugang zum Christsein bekommen sollte. Was sollte Voraussetzung sein, um Christ werden zu können. An welche jüdische Regel musste man sich halten? An dieser Frage sollte sich entscheiden, ob auch Menschen, die nicht dem Judentum angehörten, Christ werden konnten.

Leider nehmen die Mitgliederzahlen der Vereine, der Parteien und Kirchen ab. Gleichermaßen ist das ehrenamtliche Engagement in solchen Gruppierungen unverbindlicher und zeitlich begrenzter geworden. Für alle, denen die Zukunft unserer Gesellschaft am Herzen liegt, stellt sich die Frage: Wie kann die Identifikation und die Mitarbeit in gemeinnützigen Institutionen, in Kirchen und Bewegungen geweckt und gestärkt werden? Wie kann es gelingen, Menschen für eine gute Sache zu gewinnen? Wie kann der soziale Zusammenhalt unserer Gesellschaft gestärkt werden? Vom „Gesandten" Andreas können wir, denke ich, einiges lernen. Er wurde vom Meister selbst zu einem „Menschenfischer" gemacht. Durch sein Engagement wurde aus einer kleinen Gemeinschaft eine große starke Bewegung. Mehr und mehr fanden Zugang und engagierten sich für diesen „neuen Weg", wie man die Christen anfänglich nannte.

Zusammenleben gelingt, wenn wir uns an die bewährten alten Weisheiten halten. Weisheiten die über Jahrhunderte, mehr noch, über Jahrtausende entstanden sind. Weisheiten die auf Millionen Jahre Evolution aufbauen und die sich als Regeln zwischen uns herauskristallisiert und etabliert haben. Sie sind für uns, als Gefühle wahrnehmbar und prägen unser Verhalten. Wenn sich beispielsweise jemand uns gegenüber freundlich und kooperativ verhält, dann verhalten wir uns ihm gegenüber wahrscheinlich ebenso. Genau umgekehrt ist es, wenn sich jemand uns gegenüber egoistisch verhält, dann verhalten wir uns wahrscheinlich ebenso egoistisch.

Manche kennen vielleicht noch aus ihrer Kindheit die peinliche Situation, wenn sich eine ehrgeizige Mutter, vor den Augen der Mitschüler für die schulischen Belange des Sohnes oder der Tochter stark gemacht hat. Oder wenn eine besorgte Mutter, bei den Eltern des Mitschülers, für dessen Schläge auf dem Schulweg angerufen hatte. Besonders peinlich war dies für den betroffenen Sohn. Er konnte sich der Hänselei der Mitschüler für die nächsten Wochen gewiss sein.

Von unseren Sinnen sind es unsere Augen, mit denen wir am meisten Informationen aus unserer Umgebung aufnehmen.

Am stärksten bekommen wir Kontakt zu anderen Personen durch unsere Augen.

An den Augen sehen wir, ob jemand sich wirklich freut oder ob er nur so tut, als ob er sich freuen würde.

Unsere Einstellungen und Interessen bestimmen, was wir mit unseren Augen „sehen". Schauen wir beispielsweise auf ein am Ortsrand liegendes Stück Brachland. Da sehen manche eine ökologische Nische für seltene Pflanzen und Schmetterlinge. Nachbarn sehen eventuell nur den Samenflug des Unkrauts, das den eigenen gepflegten Zierrasen überfällt. Oder jemand, der auf der Suche nach einem Bauplatz ist, schaut sich das Grundstück mit den „Augen" eines potentiellen Käufers an. Ein Imker, der auf der Suche nach einem Platz für das Aufstellen seiner Bienenstöcke ist, hat wieder eine völlig andere Sicht auf dasselbe Grundstück.

"Wir haben keine Zeit, das Leben ist zu kurz für Streitigkeiten, Entschuldigungen, … und Abrechnungen. Da ist nur Zeit für Liebe,…" Mark Twain

Manche Menschen glauben an die Menschenrechte. Viele glauben an Gott. Aber praktisch alle Menschen glauben an Geld. Selbst Menschen die die westliche Kultur und Lebensweise verachten, streben nach Euros oder Dollars. Geld ist eine mächtige Erfindung der Menschheit. Geld erfordert Glaube, das heißt Vertrauen, dass die Scheine, die Kaurimuscheln, das Gold, was auch immer als Geld vereinbart wurde, einlöst, was es verspricht.

Im religiösen Sinne meint Glaube wesentlich Vertrauen. Religiöse Menschen vertrauen demjenigen, der sie geschaffen hat. Sie hören auf ihn, orientieren sich an seinen „Gesetzen". Vertrauen seiner Zusage, seinem Versprechen. Gott ist ihre Basis, ihre tiefste Realität.

Kompromisse finden, abzuwägen, aufeinander zugehen, war noch nie so wichtig wie heute. Politische oder weltanschauliche Gegensätze trennen soziale Netzwerke. Spalten trennen ganze Bevölkerungsgruppen. Polarisierung der verschiedenen Lager schwächen den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Gruppenbildungen erschweren die Identifikation mit dem Ganzen eines Sozialwesens. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um ein staatliches Gebilde, die Kirche oder einen Verein handelt.