Manche kennen vielleicht noch aus ihrer Kindheit die peinliche Situation, wenn sich eine ehrgeizige Mutter, vor den Augen der Mitschüler für die schulischen Belange des Sohnes oder der Tochter stark gemacht hat. Oder wenn eine besorgte Mutter, bei den Eltern des Mitschülers, für dessen Schläge auf dem Schulweg angerufen hatte. Besonders peinlich war dies für den betroffenen Sohn. Er konnte sich der Hänselei der Mitschüler für die nächsten Wochen gewiss sein.
Damals war es noch eine Seltenheit, dass sich Eltern beim Lehrer oder Schulleiter beschwerten.
Im heutigen Schulalltag kommt es dagegen häufig vor, dass sich Eltern für die Interessen und den Erfolg ihre Kinder einsetzen. Und die Kinder genieren sich dafür meist nicht mehr. So rufen Eltern den Lehrer meist ungeniert an, wenn sie das Gefühl haben, dass ihr Kind ungerecht behandelt wurde. Man will, dass sein Kind gute und beste Startchancen bekommt. Zu einem der obersten Ziele von jungen Menschen zählt Erfolg. Das heißt für sie meist viel Geld verdienen und berühmt werden.
Salome, die Mutter von Johannes und Jakobus war mutig genug, um zu Jesus zu gehen, um von ihm, für seine beiden Söhne, die beiden besten Plätze im Reich Jesu zu erbitten. Rechts und links von Jesus, sollten ihre beiden Söhne einen Platz bekommen, so ihr Wunsch. Natürlich war dies nicht gerade gern gesehen, von den anderen Jüngern, die dies hörten. Die beiden Sitze rechts und links von Jesus bedeuteten Macht.
Dass Jakobus der, von der Mutter formulierte Wunsch, wahrscheinlich peinlich, aber trotzdem in seinem Sinne war, drückt seine Antwort auf die Frage Jesu aus, ob er denn den hohen Preis, der dies erfordert, bezahlen kann, mit einem schnellen und klaren „Ja" .
Jesus nannte die beiden Brüder „Donnersöhne", wahrscheinlich wegen ihres, nicht von ungefähr kommenden ungestümen Charakters, ihrer Entschlossenheit und ihres Mutes. Jakobus gehörte denn auch zum Führungstrio des frühen Christentums. Als erster musste er wohl deshalb auch den Kopf hinhalten bei der Verfolgung der Christen. Er ist der erste Märtyrer der 12 Apostel. Herodes Agrippa, ein Enkel König Herodes ließ ihn enthaupten. Wohl auch um sich bei den Juden beliebt zu machen.
Jakobus ging durch die Schule Jesu. Zu entscheidenden Stationen seines Lebens nahm Jesus Jakobus mit. Jakobus war dabei, als Jesus im Garten Getsemani betete, voll Trauer und Angst sich dem Willen seines Vaters unterwarf. Die Nacht vor seinem Tod. Jakobus schlief mit den anderen Jüngern ein. Er konnte nicht eine Stunde mit Jesus zusammen wach bleiben und beten.
Jakobus war bei der Auferweckung der Tochter des Synagogenvorstehers Jairus mit dabei. Die 12 -jährige Tochter von Jairus wurde vor seinen Augen lebendig, durch die „Kraft" Jesu. Eine unbegreifliche Wirklichkeit begegnete ihm: Jesu Macht Tode zum Leben zu erwecken.
Oder die Erfahrung, dass Jesus auf dem Berg der Verklärung vor seinen Augen in weißes Licht getaucht wurde, blendend hell. Und Jesus unterhielt sich mit dem Vertreter der Propheten: Elias und dem Vertreter des Gesetzes: Mose. Beides (hören auf Gott und Gesetz) ist in Jesus auf neue Weise vereint. Das alles ist eine unüberbietbare Offenbarung: „Aus dem Himmel spricht eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe, auf ihn sollt ihr hören."
In all den Situationen regieren die Jünger, reagiert Jakobus sehr menschlich: Sie wollen „Hütten bauen" hierbleiben, oder sie schlafen ein,…
Jakobus folgte Jesus nach, geht hinter ihn. Er ist einer der vier Erstberufenen. Nachdem Jesus Petrus und seinen Bruder Andreas berufen hatte, ging Jesus weiter und sah zwei andere Brüder Jakobus und seinen Bruder Johannes, sie richteten gerade ihre Netze her. Jesus rief sie und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm.
Jakobus veränderte sich durch die Nachfolge Jesu. Er hörte auf Jesus. Seine ungestüme Art veredelte sich zu entschiedener Nachfolge. Er ließ sich von Jesus sagen, wie das „Reich Gottes" aussieht. Nicht wie ein weltliches Reich, wo Unterdrückung, Macht und Herrschaft zählt. Nein, in seinem Reich ist der Größte der Diener aller. Auch Jesus selbst ist nicht gekommen um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen. Er ist gekommen um sein Leben hinzugeben, als Lösegeld für viele. Eine harte Kost für die Apostel. Besonders für Leute wie Jakobus, die gerne „oben" stehen und bestimmen wollen. Jetzt heißt es dienen. Jakobus, der einst noch das Strafgericht für die ungastlichen Samariter forderte, gab selbst sein Leben, als Zeugnis für Jesus hin. Auch Jakobus ehrgeizige Mutter schaute von weitem dem Tod Jesu zu.
Heute ist zumindest in unseren Breitengraden, sehr viel Ehrgeiz und Machtstreben wahrzunehmen. Die wichtigsten Ziele von jungen Menschen sind Geld und Ruhm. Das hat sich in den letzten 50 Jahren drastisch dahin entwickelt. Insofern passt Jakobus mit seinen ursprünglichen Zielen sehr gut zu unserer heutigen Lebensweise, zu unseren Werten.
Jakobus folgte der allerersten Aufforderung Jesu „Kehrt um…“. Jakobus folgte Jesus, er lernte den Menschen zu dienen, er ließ seine Arbeit liegen und wurde zu einem Menschenfischer.
Der Heilige Jakobus zog über die Jahrhunderte viele Pilger an, die mit Muschel und Pilgerstab ausgestattet nach Santiago (Hl. Jakobus) de Compostela aus dem Alltag ausgestiegen sind und sich auf die Suche nach einem anderen Ziel gemacht haben.