Sagt der Mann zur Frau, die gerade mit kurz geschnittenen Haaren vom Friseur kommt: „Du siehst gut aus.“ Darauf Sie: „Dir haben doch kurze Haare noch nie gefallen.“ Die Frau glaubt das Kompliment nicht, sie denkt, dass ihm kurze Haare nicht gefallen und jetzt hat sie kurze Haare. So kommt das Kompliment bei ihr nicht an.

 Im Evangelium ist es ähnlich. Die Leute sind begeistert von Jesus, von seiner Rede, von dem was er sagt. Und dann am Ende seiner Rede, fast noch in die Begeisterung hinein, platzt die Erinnerung an seine Herkunft: „Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns?“ Das kann doch nicht wahr sein, was wir soeben erlebt haben. Aus unserem Dorf kann doch niemand so Überragendes kommen. Überhaupt soll niemand von uns meinen, er sei besser als wir. Die spontane Begeisterung verwandelt sich, über Neid und Eifersucht in Missachtung. Das kann nichts „Gescheites“ sein, der ist doch auch nur einer wie wir. Seine Rede kann keinen Wert haben, denn woher soll er`s haben? Er ist doch bloß der Sohn Josefs. Es kann aus diesen einfachen Verhältnissen nie etwas Besonderes kommen.

Und schon bekommt das Gesagte ein anderes Gewicht, eine andere Bedeutung, sogar eine gegenteilige Bedeutung. Wie bei der Frau mit den kurz geschnittenen Haaren ist auch hier eine einfache, klare Sicht vorhanden, die alle neuen Erfahrungen so deutet, wie es dieser Sicht entspricht. Er mag keine kurzen Haare, also sind meine, jetzt kurzen Haare, nicht attraktiv. Oder bei Jesus: Aus einfacher Herkunft - keiner höheren als ihrer eigenen – kann niemand Besonderer kommen.

Nach demselben Prinzip werden gute Erfahrungen, die zwei Menschen miteinander gemacht haben, sogar im Nachhinein, in schlechte Erfahrungen umgewandelt. Man sieht beispielsweise nach einem heftigen Streit, alle guten Erfahrungen, die man miteinander gemacht hat, nicht mehr als gute Erfahrungen an. Man sagt sich, wenn man sich an die guten Erfahrungen erinnert: Da muss man sich getäuscht haben. Das Bild, das wir vom Andern haben, lässt keine