Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Matthäus 20, 1-6:
Eine Provokation, völlig gegen unsere Intuition. Was würden wir sagen, wenn jemand der eindeutig weniger als wir arbeitet, den gleichen Lohn bekommen würde? Eine schreiende Ungerechtigkeit. Nicht nachvollziehbar.
Und wird dadurch nicht die Arbeitsmoral derjenigen die früh am Morgen anfangen zu arbeiten zerstört, wenn sie sehen, dass jemand der knapp vor Arbeitsende anfängt zu arbeiten dasselbe Gehalt bekommt. Würden nicht auch diejenigen, die viel arbeiten schließlich anfangen weniger und weniger zu arbeiten? Tatsächlich ist es so, dass Menschen, die das Gefühl haben, dass sie immer mehr tun als die andern und nicht mehr dafür bekommen anfangen weniger zu tun. Das zeigen Experimente, wie die public good games. Trittbrettfahrer zerstören die Motivation der Fleißigen und deren Arbeitsmoral.
Allgemein denken wir, gerecht ist, wenn nach Leistung bezahlt wird: jemand der mehr arbeitet, der sich mehr anstrengt, soll auch mehr bekommen. Leistung muss sich lohnen. Darauf baut sich unsere Gesellschaft auf.
Und jetzt erzählt Jesus so eine Geschichte. Und so wie in dieser Geschichte soll es auch im Himmelreich sein. Er vergleicht den Gutsbesitzer mit dem Himmelreich.
Wenn man dieses Gleichnis ernst nimmt, dann kann man als erstes feststellen. Im Himmelreich ist es eindeutig anders, als bei uns in unserer Gesellschaft. Wobei da sicher kein Unterschied besteht zwischen der Zeit Jesu und unserer Zeit. Unsere Auffassungen werden durcheinandergebracht. Damals und auch heute.
Sicher man kann den Arbeitgeber, den Gutsbesitzer rechtfertigen, wie es auch getan wird, dass demjenigen, der von morgens an arbeitet kein Unrecht geschieht. Denn mit ihm wurde ja 1 Denar ausgemacht, und diesen bekommt er ja schließlich auch. Vertrag ist Vertrag. Absprachen sind Absprachen. Doch gibt es nicht auch Verträge die unfair sind? Ungerecht?
Heutzutage gibt es auch große Lohndifferenzen!
Worauf wir uns verlassen ist in aller Regel, das was nach außen hin zählt. Wir verlassen uns auf unsern Fleiß, auf unser Können, auf unsere Leistung, auf unsere Disziplin. Dadurch sind wir sehr produktiv, viel kommt dabei heraus. Manchmal ist unser Streben sehr stark ausgeprägt, manchmal stehen wir im Wettstreit mit anderen, manchmal konkurrieren wir mehr oder weniger stark. Dann, wenn wir uns mit andern vergleichen oder in direkter Konkurrenz stehen wollen wir Gewinner sein. Es gibt in der Öffentlichkeit Siegertypen, Männer erfolgreich und klug. Frauen hübsch und adrett. Die meisten andern stehen in den mittleren oder hinteren Reihen. Doch wenn wir genauer hinschauen merken wir, dass Vieles Fassade ist. Wenn wir in unser eigenes Inneres schauen, mit Gottes Hilfe, dann sehen wir unsere eigene Schwäche unsere Hilfs- und Ergänzungsbedürftigkeit. Wir sehen, dass vieles was gelingt, uns als Geschenk gegeben wurde.
Wir müssen, unseren Schein, unser Siegenwollen und unsere Überzeugung alles allein und aus uns heraus machen zu können sterben lassen, damit das Geschenk des Lebens wachsen kann.