draußen
draußen sitzen
im Winter undenkbar und verrückt
Terrassen mutieren zum romantischen Arbeitszimmer
grillende Nachbarn verführen den Vegetarier zur Fleischeslust
Tiere auf Jagd, Geräusche, sonst nie so offen
draußen und drinnen barfuß, spüren der verschiedenen Untergrundqualitäten
Fenster sind offen und du merkst es nicht
Fußnägel in frechen Farben entgegen schauend
Haut duftend nach einem Mix aus Transpiration und Sonnencreme
lachen und schwätzen, mehr denn je gehört
Rasenmäher nerven in nachbarschaftlicher Endlosschleife
dagegen der Geruch von Heu und trocknendem Holz
Parfüm des Sommers
Bienen und Fliegen konkurrieren mit Auto- und Handwerkergeräuschen
Wäsche trocknet bereits beim Aufhängen
am Körper Kleider, mal flatternder Luxus
zu spüren als zarten Hauch
mal klebrig eng, nass bloß vom sitzen
sonst Isolation und Schutz vor zickiger Kälte
Eis, kaum in den Mund geschoben, nicht kalt genug
Eis, im Winter Zerbrechen und Härte,
jetzt Frische und Beleben
das Gespür der Kälte, im Winter ausgesperrt
nicht für den Mensch
sollen doch Tier und Pflanze aushalten
Menschen in Watte gepackt
von Heizsystemen erwärmt
im Augenblick der Anpassung
dagegen die verschwenderische Sonne des Sommers
Glück und Lebenswärme versprechend
Unmöglich jetzt zu sterben
ohne Nebel und Kälte und hässlichem Grau
in der Buntheit der Farben
kann kein Vergehen geschehen
zu bunt und lebendig
der Tod würde erschrecken
vom Farbrausch des Sommers
vom Flimmern der Hitze
vom Erfolg der Ernte
vom zuversichtlichen Blick
durch Sonnenbrillen verklärt
südländischen Wärmeoptimismus verstreuend
im Ferienurlaubsfieber der Verdrängung des Alltags
der gräulich zurückbleibt
Was bleibt aus der Fülle des Sommers?
Gnadenlos brennt die Sonne,
wie einfangen
für den nächsten kalten Tag?
er kann schon morgen sein
sperren wir die Hitze ein, als Konzentrat, gedörrt auf Vorrat.
Oder wie die Samen des Sommers
am Halm vertrocknet
einst frisch und saftig, feucht
jetzt bröselnd und spröde
in Hand oder Erde
bewahren im Kleinen die nächste Frucht
die im Jahreszeitengeschehen
erneut keimen und sprießen
Doch was kommt
bis dahin
dazwischen?
Das
Drinnen.
Sabine Maria Priel, Juni bis August 2015