Sich miteinander unterhalten heißt für manche immer nur zuzuhören, was die anderen über sich und ihre Familie erzählen. Keine Chance zu haben, von sich und seinen Themen zu erzählen. Im ungünstigsten Fall unterhalten sich zwei, bei der der eine immer nur von sich und der andere nie etwas von sich erzählt.
Das ergibt dann ein sehr einseitiges Gespräch. Vielleicht fühlen sich beide danach nicht sehr wohl. Der „Erzähler" hat vielleicht das Gefühl nichts Neues erfahren zu haben. Der „Zuhörer" hat vielleicht das Gefühl selbst gar nicht vorzukommen.
Ich denke, es gut wäre, wenn der „Zuhörer" mehr darauf achten würden, von sich zu erzählen. Auch mal ohne gefragt zu werden, etwas sagt. Genauso muss der „Erzähler" lernen, auch mal was wegzulassen, sich kürzer zu fassen und dafür lernen mehr zuzuhören.
Ich glaube es ist eine Sache der Veranlagung, ob man eher zum einen oder anderen Typ gehört. Doch wenn man unzufrieden mit der Kommunikation ist, bietet es sich an, etwas an seiner Gesprächskultur zu ändern. Dabei können beide Typen vertiefte Erfahrungen machen, wenn sie ihre Grenzen weiten. Ihre Welt weitet sich. Das eigene gefühlte Dazugehören wächst. Die Heimat, das zuhause weitet sich.
Es stellt sich für beide Typen die Frage, wie weit die Welt für sie ist. Wie groß sie für sie ist, was zu ihr gehört? Wo sind ihre Grenzen? Sind beispielsweise für den „Erzähler“ die Grenzen seiner Welt, dort wo die eigenen Themen und die eigene Familie und Sippe aufhören, dort wo die Welt des anderen anfängt? Hört die Welt dort auf, wo sie für einen fremd wird?
Evolutionsbiologen meinen, dass wir uns lediglich auf Beziehungen zu Menschen zwischen 50 und 100 Personen einstellen können, auf eine größere Zahl ist unser Gehirn einfach nicht ausgelegt. Sie gehen davon aus, dass unsere prähistorischen Vorfahren in Gruppen von maximal dieser Größe gelebt haben. So ist unser Gehirn auch für diese Größe ausgelegt. Manche Forscher gehen davon aus, dass die Gruppengröße die „Gehirngröße“ bedingt.
Kleine Gruppen = geringe Gehirnkapazität,
große Gruppen = hohe Kapazität.
So sind wir einerseits auf relativ kleine Gruppengrößen angelegt, andererseits leben wir aber heute in einer globalisierten Welt. Wir leben in einer konkreten Stadt, in einem konkreten „Flecken“, sind aber auch Teil der ganzen Welt. Wir leben in der Gegenwart und sind trotzdem Teil der Menschheitsgeschichte. Wir versuchen die Natur zu beherrschen und sind doch Teil von ihr.
Einerseits leben wir in Grenzen, andererseits sind diese Grenzen meist künstlich, von uns gemacht. Wir denken häufig noch in Sippen, Stämmen und Regionen; wir denken zu sehr nur an unsere Generation und an unsere unmittelbare Umgebung.
Tatsächlich sind wir Teil von allem. Wenn wir uns als Teil des Ganzen erleben, könnte man von einer spirituellen Erfahrung sprechen. Jesus bittet seinen Vater, dass alle eins sind, wie sie - der Vater und er - eins sind.
„Eins sein" meint für uns Menschen, das Teilen von positiven Emotionen: Das miteinander Lachen, das gemeinsame Singen, das aufeinander hören, das gemeinsame sich freuen. „Eins sein" meint nicht gleich sein. Ganz im Gegenteil: „Eins sein“ heißt verschieden sein.
Vielleicht ist das „Eins sein", die Überwindung der selbst konstruierten Grenzen. Die Überwindung des Bewusstseins, dass nur die eigene Generation wichtig ist, dass nur die eigene Region zählt, dass nur die eigene Sippe gut ist,… .
Liebe ist das Mittel der Wahl.