„Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, als unser Abbild, uns ähnlich…", so lesen wir am Anfang der Bibel. Es fällt auf, dass Gott von sich als „Wir" spricht. „Lasst uns…" heißt es da mehrmals. Man muss daraus lesen: Gott ist Gemeinschaft, lebendige Beziehung, ein „Wir". Und wir Menschen, als sein Abbild sind dann ebenso ein „Wir". Auch wenn wir das mit dem „Wir" noch nicht so richtig hinkriegen, denn meist versteht man unter dem „Wir" nur seine eigene Gruppe.
Wenn wir rein pragmatisch unser menschliches Zusammenleben anschauen, dann sehen wir, wie eingebunden wir sind in ein eng geknüpftes Netz von Beziehungen. Selbst wenn wir uns persönlich nicht kennen, können wir sehr gut zusammenarbeiten. Unsere flexible und selbst für größte Gruppen taugliche Kooperationsfähigkeit ist das Geheimnis unseres Erfolgs.
Die Vorstellung eines unabhängigen Individuums ist vor diesem Hintergrund völlig unhaltbar. Auch wenn wir uns schwertun, uns als abhängig zu verstehen, trifft es doch genau den Kern unserer Existenz. Oft spüre ich, wie schwer es mir fällt, um Hilfe zu bitten oder angebotene Hilfe anzunehmen. Mir ist es lieber, wenn ich nicht auf andere angewiesen bin. In Wahrheit aber bin ich abhängig.
Meist blenden wir unsere soziale Natur aus und meinen autonom und unabhängig zu sein. Tatsächlich sind wir zutiefst durch andere geworden, schon von Beginn an. Wir sind das Ergebnis von Kooperation.
Gott ist Beziehung, ein Wir. Und wir sind durch Christus in diese Beziehung eingebunden. Durch ihn, Christus ist alles geworden. Vor 14,3 Milliarden Jahren. Und Gott liebt alles was durch sein „Wort“ geworden ist. Diese Liebe bekommt ein ganz persönliches Gesicht in Jesus unserm Bruder, ein ganz menschliches Gesicht.
Jesus sagt: „Ich und der Vater sind eins", hier drückt sich diese enge Beziehung aus. In Jesus zeigt sich Gott. Der absolut unzugängliche Ursprung von allem wird in Jesus Christus konkret erfahrbar. Und er wird erfahrbar als Beziehung: nämlich als Sohn. Sohn ist man dadurch, dass man einen Vater und eine Mutter hat. Vater ist man, wenn man ein Kind hat. Erst durch die Beziehung wird man der, der man ist. Noch stärker: ohne den Andern könnte man nicht der sein, der man ist. So entsteht unsere Identität, aus der Beziehung heraus.
Johannes vom Kreuz meinte, „Gott weigert sich bekannt zu sein, man kann ihn nur lieben." Gott ist kein „Etwas", über das man Bescheid wissen kann, er ist vielmehr wie ein barmherziger Vater, wie eine gute Mutter. Gott ist allein durch die Beziehung „sichtbar", er ist nur in der Beziehung erfahrbar.
Damit alle „eins" sind, damit alle werden, der sie sind, trat Jesus auffällig häufig mit Menschen die „draußen" waren (Aussätzige, Ausgestoßene, …) in Beziehung, holte sie in die Gemeinschaft herein. Dort wo er war, entstand dieses „Wir".
Für mich ist die Botschaft Jesu Christi, alle zu lieben, auch die Außenseiter, ja selbst die Feinde, und die Liebe Gottes in allem und überall, in der ganzen Welt zu sehen und zu erfahren.