Eigentlich stellen wir uns das genau umgekehrt vor. Diejenigen, denen es gut geht, die gesund, erfolgreich, wohlhabend sind, die sich alles leisten können, die keinen Mangel leiden, müssten eigentlich glücklich sein. Das klingt logisch. Deshalb streben wir fast alle danach, wohlhabend und erfolgreich zu sein. Doch obwohl wir in der Regel bestens mit allem Lebensnotwendigem ausgestattet sind, merken wir, dass wir nicht entsprechend glücklich sind. Sehr schnell sind wir nach Erfolg und finanzieller Freiheit wieder bei unseren bekannten Stimmungen, unserem gewohnten Glücksniveau.

Menschen heute sind vergleichsweise weniger zufrieden und glücklich als Menschen vor 30 Jahren. Obwohl es uns heute alle bessergeht, ist unsere Zufriedenheit nicht höher, als die unserer Elterngeneration.

Einer der Gründe, warum wir nicht glücklich sind, wenn es uns materiell gut geht, liegt daran, dass wir uns an das Gute gewöhnt haben. Wir freuen uns nicht mehr über die Wohltaten, die uns täglich gegeben werden. Erst wenn wir etwas nicht mehr haben, fällt uns auf, wie gut es uns doch ging, als wir das, was uns jetzt fehlt, noch hatten. Wenn wir beispielsweise nicht mehr richtig laufen können, merken wir, wie gut es uns doch ging, als wir gehen konnten. Erst wenn die öffentliche Sicherheit durch Anschläge und Gewalt gefährdet ist, fällt uns auf, wie wertvoll Sicherheit für uns ist.

Aber muss uns das erst dann auffallen, wenn etwas nicht mehr geht oder, wenn etwas oder jemand nicht mehr da ist?

Was können wir tun? Dankbarkeit ist die Methode um die Gewohnheit, die Anpassung an das Gute aufzubrechen, um wahrzunehmen, was uns täglich gegeben wird, um aufmerksam zu sein, für die Geschenke des Alltags, die vielen Dinge, die uns gegeben sind.

Dankbarkeit ist eine Haltung dem Leben gegenüber, nicht bloß eine Geste. Dankbarkeit lenkt unseren Blick auf das Positive. Konkret kann man darüber nachdenken, was hinter dem Kaffee am Morgen alles für Arbeit steckt. Wer alles etwas getan hat, damit wir ihn genießen können und wer schon dafür gearbeitet hat, damit wir die Zeitung lesen oder das frische Brötchen genießen können. Wenn wir über solche alltäglichen Dinge nachdenken, fällt uns auf, was uns alles gegeben ist, wofür wir alles dankbar sein können.

Vielleicht ist unsere übliche Reaktion auf solche Dienstleistungen, dass wir uns sagen, „die werden doch alle dafür bezahlt", „die tun nur ihre Pflicht" oder „ich habe ein Recht darauf", „das steht mir zu". Solche Reaktionen führen unweigerlich dazu, dass wir für solche Annehmlichkeiten nicht dankbar sind und uns nicht beschenkt fühlen. Dankbarkeit hilft uns dagegen die schönen Augenblicke in meinem Leben bewusst wahrzunehmen und sie nochmals zu erleben. Eine gute Methode ist es, sich immer mal wieder hinzusetzen und das, was einem gegeben wurde aufzuschreiben und dafür „Danke"  zu sagen. „Danke für den leckeren Kaffee". „Danke für diesen schönen Tag ".

Probieren Sie es aus. Ich wünsche Ihnen, dass sie viele Gelegenheiten haben, „Danke" zu sagen.