Gott ist oft weit weg. Eine Beziehung zu ihm aufzubauen ist schwer.
Vor allem liegt es daran, dass er nicht erfahrbar ist, dass wir ihn nicht erleben, spüren und fassen können. Oder, dass das Leben auch ohne ihn genauso gelingt oder auch nicht. Auch scheint sich nichts zu ändern, ob wir nun mit ihm zu leben versuchen oder ohne ihn.
Warum soll ich überhaupt glauben. Ich frage mich, wohin wende ich mich mit meinen Fragen, mit dem Bedürfnis mich zu bedanken, mit meinem Bedürfnis mich zu orientieren, meiner Sehnsucht nach Wahrheit und Gerechtigkeit? Wohin spreche ich? Hört mich jemand in dieser unfassbaren Weite des Weltalls. Ist dieses Universum alles? Gibt es jemanden, der all das, was wir sagen, tun und denken aufnimmt? Ist mit dem Ende unseres Sonnensystems alles Erinnern an uns nicht mehr? Gibt es keinen Ort, wo das was war, weiter als Gewesen erinnert wird. Wenn es niemanden mehr gibt, keinen „Gott“ der erinnert, der an das Gewesene denkt. Wenn es niemanden mehr gibt, der sich das vorstellen kann, was war, der sich überhaupt etwas vorstellen, denken, erinnern,… kann, wird es nichts mehr geben. Nichts mehr das die Möglichkeit hat, sich an uns zu erinnern.
Außer es gibt einen Gott.
Die Hoffnung und Frage nach Gott, die Sehnsucht nach ihm, der Wunsch, es möge ihn geben ist so alt, wie es denkende Menschen gibt. Die Sehnsucht, das Warten und Hoffen er möge sich zeigen ist fast so alt.
In den Religionen, in manchen Philosophien glaubt man, etwas von ihm entdeckt zu haben.
Die Christen sind überzeugt, dass in Jesus von Nazareth Gott selbst Mensch geworden ist.
Und die Adventszeit ist für sie Vorbereitungszeit auf die Geburt Jesu, auf die Menschwerdung Gottes, auf die Ankunft Gottes, bzw. deren Erinnerung.
Advent will also ein neuer Anfang unserer Beziehung zu Gott sein. Anfang und Neubeginn unseres Verhältnisses zu Gott.
Die Kirche stellt uns am 2. Advent Johannes den Täufer Johannes vor. Er gilt als Vorbereiter, und als Wegbereiter für die Beziehung zu Gott. Je mehr wir auf ihn schauen, umso mehr werden wir auf Jesus, den Christus verwiesen. So wie Matthias Grünewald das in seinem berühmten Isenheimer Altar dargestellt hat. Johannes mit ausgestrecktem Finger, in dem gleichsam seine ganze Person einmündet, zeigt auf Jesus, weist auf ihn hin. Das ist gleichsam so, wie wenn Johannes eine schiefe Ebene wäre, an deren unteren Mündung Jesus steht. Begibt man sich auf diese Ebene, rutscht man unweigerlich auf Jesus, auf Gott zu, das ist sozusagen das Wesen des Johannes. Was heißt das nun Johannes, die schiefe Ebene?
In Johannes dem Täufer begegnet uns die ausgeprägte Sehnsucht nach dem Messias, er ist wie die Wüste die sich nach Wasser sehnt, nach dem Messias, nach Gott.
Er ist wie der Spieler, der alles auf eine Karte setzt, auf das Kommen Gottes, wie die Reinigungsfirma, das Catering, und das Festkomitee, das das Kommen Jesu vorbereitet.
Vielleicht ist das Maß unserer Sehnsucht, auch das Maß unserer Erfüllung? Vielleicht bestimmt der Ort unserer Suche nach Gott, auch das, was wir finden.
Jedenfalls will die Adventszeit uns den Raum öffnen und die Zeit geben nach unseren Erwartungen zu schauen. Unseren Träumen nachzuhängen, unsere Sehnsüchte zu spüren.
Vielleicht ist auch die teilweise Erfüllung unserer Sehnsucht nach Gerechtigkeit, nach Liebe nach Beständigkeit durch liebende Menschen, die Voraussetzung dafür, dass wir die größere Sehnsucht nach Gott zulassen können bzw. dass sie geweckt wird. Vielleicht müssen wir erst erfahren, dass wir geliebt und anerkannt sind, einfach weil wir da sind, vor jeder Leistung und trotz unserer Schwäche. Vielleicht wird dadurch erst die Voraussetzung geschaffen, dass es möglich wird, sich Gott zu wünschen, um sich schließlich vertrauensvoll ihm hinzugeben.
Erwarten wir beides, denn Gott ist Mensch geworden.