Der 6. Januar ist das Fest der Erscheinung des Herrn, vielerorts auch Dreikönigsfest genannt. Dabei gehen Kinder als Sternsinger von Haus zu Haus, bringen den Segen Christi und sammeln für die jungen Kirchen.

Sie schreiben mit Kreide die Anfangsbuchstaben Christus Mansionem Benedicat (Christus segne dieses Haus) auf die Türbalken, zwischen die Jahreszahl (20 C+M+B 10).

Diese Initialen stehen seit dem Mittelalter auch für Casper, Melchior und Balthasar, deren Reliquien im 12. Jahrhundert von Mailand nach Köln gebracht und dort im Dom verehrt werden. So verfestigte sich bei uns die Vorstellung von den Heiligen Drei Königen, die einst als Sterndeuter, als „weise Männer“ aus dem Osten kamen, um dem neugeborenen König mit Gold, Weihrauch und Myrrhe zu huldigen.

Die 3 Könige sind auch die Patrone der Reisenden; Gasthausnamen wie Stern, Krone und Mohr erinnern noch heute daran. Dieses Fest hieß ursprünglich, wie auch im kirchlichen Sprachgebrauch heute noch „Fest der Erscheinung des Herrn“. Damit meint man die menschliche Gegenwart Gottes in Jesus Christus (deren Geburt, deren Verehrung durch die Sterndeuter aus dem Morgenland,...). Gott erscheint anders als erwartet. Er erscheint als Kind, klein und hilflos.

Nach den Hirten sind es zuerst die „Heiden“ und Fremden die sich vor dem Göttlichen verbeugen. Die überhaupt erst die „Erscheinung des Göttlichen“ wahrnehmen.

Ohne Wahrnehmung gibt es für den Einzelnen keine Erscheinung, selbst wenn die Erscheinung objektiv vorhanden ist. Vielfach sieht man nur das, was man sehen will. Häufig sind es die eigenen Einstellungen, die die Wahrnehmung steuern und beeinflussen. Zum Beispiel sieht ein Ängstlicher überall nur Bedrohung und Gefahr. So ist das Erscheinungsfest immer auch eine Anfrage an unsere Wahrnehmung, an unsere Erwartungen und Einstellungen.

Fremde sehen oft mehr als Vertraute. Außenstehende oft mehr als Insider. Sicher aber finden Suchende eher etwas als Nichtsuchende. Menschen die aufbrechen und losziehen kommen eher an als Menschen die stehen bleiben.

So stellt sich für mich die Frage: Wo erscheint Gott? Und was kann ich tun, damit ich Gott wahrnehmen kann, wenn er erscheint?

Die Magier aus dem Osten finden im Fremden, Unscheinbaren, im Anderen Gott. Sie sind aufgebrochen und brachten was sie hatten. Vielleicht lassen sich anhand der Geschenke der Könige auch auf deren Einstellungen schließen: Sie brachten Dauerhaftes (Gold), Heilendes (Myrre) und fein Duftendes (Weihrauch).