Der Name des Festes Christi Himmelfahrt oder wie er in der Schweiz genannt wird: „Auffahrt“ legt unsere Vorstellung vom Inhalt dieses Festes ziemlich stark fest.

Er suggeriert, dass Christus, wie mit einem Fahrstuhl in den Himmel hinaufgefahren ist. Früher - und heute wieder belebt - wurde in einigen Gemeinden die auferstandene Christusfigur beim Gottesdienst mit Seilen durch ein Loch im Kirchenchor hinaufgezogen.

Im 3. Jahrhundert entstand, getrennt vom Osterfest, das Fest Christi Himmelfahrt. Die Vorstellung von einer Auffahrt, einer Himmelfahrt, entspricht dem damaligen antiken Weltbild: oben ist der Himmel und Jesus ist dorthin nach seiner Auferstehung hingegangen. Die Aussagen, die mit diesen Bildern aus jener Zeit gemacht wurden, sind zeitgebunden und müssen ins Heute übertragen werden. Wir würden die Erfahrung, die die Jünger damals gemacht haben anders ausdrücken: mit unserem Vorstellungshorizont, mit unseren Bildern.

Die Erfahrung die die Jünger damals gemacht haben, war die Erfahrung des Abschieds, des endgültigen Abschieds. Auch wir machen heute diese Erfahrungen immer wieder, Menschen trennen sich, werden getrennt, verlieren sich, sehen sich nie mehr wieder. Endgültige Trennung. Der Tod ist für uns so eine endgültige Trennung.

Heute geht die Theologie davon aus, dass die Jünger einerseits die Erfahrung gemacht haben, dass Jesus nicht mehr da ist, nicht mehr anwesend ist. Andererseits erklärt sie, dass Jesus nach seinem Tod am Kreuz den Jüngern in konkreter und verklärter Weise begegnet ist, also real und doch irgendwie anders. Diese Erfahrungen mussten sie deuten. Kurz gesagt glaubten die ersten Christen, dass Gott Jesus auferweckt hat, ihn nicht im Tod gelassen hat,  für immer lebt und doch nicht bei ihnen ist. Also ist Jesus bei Gott, denn „dort“ ist das ewige Leben.

Himmelfahrt könnte man so auch als ein Fest bezeichnen, bei dem die Abwesenheit  Jesu und sein „Heimgehen" zu Gott seinem Vater gefeiert wird.

Jesus sagt über seinen Abschied „Es ist gut für euch, wenn ich weggehe."  Was das bedeuten könnte? Manchmal ist es doch so, dass beispielsweise junge Menschen hin und wieder einen Schups brauchen, damit sie Eigenverantwortung übernehmen, selbstständig werden. Manchmal ist es gut, wenn sie allein und mit allen Konsequenzen Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen müssen, einfach weil sie (bspw. aus beruflichen Gründen,…) weg von Zuhause leben müssen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie (auch aus Gründen der Bequemlichkeit) im „Hotel Mama“  nicht wirklich auf die eigenen Füßen zu stehen kommen. Erst in der „Fremde“ zeigt sich dann, zumindest auf lange Sicht, was vom „Geist“ der Familie verinnerlicht und weiter übernommen wurde. Und dort wo die Kinder das Haus verlassen haben, sind sie immer noch „da“ zum Beispiel  wen man über sie spricht.

So hat Jesus den Jüngern seinen Geist als Beistand und Tröster versprochen. Jesus ist so geistig gegenwärtig, dort wo immer sein Leben und seine Sendung aktualisiert wird. Also wo Menschen sich gegenseitig trösten und einander helfen.

Jesus ist also bei seinem Vater im Himmel und gleichzeitig uns ganz nah.