Die älteren unter uns kennen es: Das Rechnen mit ein Dutzend. Man kaufte zum Beispiel ein Dutzend Eier. Vielleicht haben sie sich auch schon gefragt, woher diese alte Größe kommt.

Wenn man genauer überlegt, dann stellt man fest, dass vieles auch heute noch nicht im Zehnersystem gezählt wird, sondern im Sechsersystem. Der Tag hat zwölf bzw. 24 Stunden. Es gibt zwölf Monate und der Kreis hat 360 Grad.

Ursprünglich hatten die Sumerer vor etwa 5000 Jahren dieses Zahlensystem erfunden, um das Zusammenleben in Städten zu organisieren. Dazu erfanden sie ein Zahlensystem, das auf der Zahl 6 aufbaute. Die ältesten erhaltenen Texte der Menschheit sind Verwaltungstexte. Und unsere Uhren ticken noch heute nach diesem System.

Unser Alltag ist noch heute geprägt von den Erfindungen unserer Vorfahren. Meist ohne dass wir es merken, ist sogar unser Denken von den Entscheidungen längst vergangener Kulturen geprägt. So sind wir verbunden mit längst vergangenen Generationen. So profitieren wir von der wohl genialsten Erfindung der Menschheit: der Schrift. Mit ihr wurde es möglich in großen Einheiten zu leben. Städte zu verwalten und das Zusammenleben zu regeln. Mit ihr konnte unser sehr begrenztes Speichervermögen unseres Gehirns schier unendlich erweitert werden. Durch diese Erfindung haben wir Zugang zu einem unüberschaubaren Arsenal von Wissen und Informationen. Anfänglich war die Schrift eine Hilfe bei der Verwaltung von größeren Gemeinschaften, dann entstanden neue Funktionen der Schrift: Man schrieb Gedichte, Erzählungen und Gesetze. Wir heute können auf dieses Geschenk der Schrift zurückgreifen und haben so Zugang zu neuen Welten, zu vergangenen und zu gegenwärtigen; haben Zugang zu den Gedanken und Erfahrungen anderer Menschen. Das uns gegebene Geschenk, gilt es zu genießen und vor allem zu nutzen. Sich Zeit zu nehmen für dieses Geschenk, macht unser Leben reicher. Ein Buch, eine Zeitschrift, eine Zeitung: das Angebot ist breit und vielfältig. Nehmen wir uns Zeit, für das was uns immer schon interessiert hat; zu lesen, wozu wir uns nie die Zeit genommen haben.

Eine Welt abgespeichert in nahezu unendlich vielen Texten liegt vor uns und wir dürfen uns bedienen. Und zu dieser Fülle kommt täglich Neues hinzu. Greifen wir zu, tauchen wir ein in diese Vielfalt. Erfahren wir wo unsere Gedanken und Gefühle perfekt ausgedrückt werden, wo wir sagen: Genau so ist es! Oder wo wir Widerspruch spüren und Ablehnung.

Und werden wir uns bewusst, wie sehr wir die Welt mit den Augen unserer Kultur sehen. Wie sehr wir Teil dieser kulturellen Gemeinschaft sind. Wie sehr wir eingebunden sind in diese übernommene,  und zweifellos auch bewährte Praxis. Meist sind wir uns nicht bewusst, dass wir Glied dieser Kette sind.

Ebenso wenig ist es uns klar, dass Kultur immer auf menschlichen Entscheidungen und Absprachen beruhen. Dass Kultur wandelbar und gestaltbar ist, dass sie immer von außen an uns herangetragen wird und das wichtigste, dass wir das meiste einfach übernehmen, ohne uns bewusst dafür zu entscheiden. Und so mag uns manches mehr oder weniger äußerlich erscheinen, angeklebt und nicht unserem wirklichen Wesen entsprechen: Wir fühlen uns unwohl, spüren unseren inneren Widerstand gegen Ungerechtigkeit, spüren, dass es nicht gut ist, auf Kosten kommender Generationen Rohstoffe und Energie zu verschwenden,…

Wenn wir auf unsere innere Stimme hören und danach handeln, dann kann sich an der „Wegwerfkultur“, an der Verschwendung von endlichen Rohstoffen etwas ändern. Und so sind wir Teil dieser Kultur, und tragen unseren Teil zu deren guten Entwicklung bei. Kommende Generationen werden es uns danken. Wie auch wir dankbar sind, für die vergangenen Generationen und deren positiver Beiträge.