Grundsätzliches zum Heiligen Geist
Der Heilige Geist ist ein Gegenüber
Der Heilige Geist ist eine Person mit der man reden kann. Wie jede Begegnung mit einer Person, hat sie einen großen Einfluss auf das eigene Befinden, Denken und die eigenen Werte. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort: „Sage mir mit wem du umgehst und ich sage dir wer du bist.“
Heiliger Geist erfüllt die Menschen und verändert sie.
Die Pfingstgeschichte (Apg 2 ff) erzählt, dass der Geist Gottes die Menschen erfüllt und sie dadurch plötzlich in anderen Sprachen reden, für alle verständlich. Sie verkünden Gottes große Taten in der Sprache der zuhörenden Menschen. Sie werden mutig, zu Dingen fähig, die sie bisher von sich selbst nicht kannten. Sie können sich verständlich machen, sie trauen sich, auf andere zuzugehen, gehen aus sich heraus.
Heiliger Geist schenkt Gaben die den Menschen dienen
In der Bibel werden die „Gaben“ des Geistes schon ganz früh, etwa um 700 v. Chr. bei Jesajia (Kap. 11) genannt. Dort werden sie als Ausstattung des künftigen Königs, des Messias beschrieben. Dem künftigen König sind folgende Fähigkeiten gegeben: Weisheit, Stärke, Rat und Kraft, Erkenntnis und Furcht des Herrn. Bei späteren Bibelübersetzung kam noch eine 7. Gabe hinzu: Frömmigkeit.
Gaben des Geistes befähigen zu guter Führung
1. Stärke
Wenn man die Gaben genauer anschaut, merkt man sehr schnell, dass die 7 Gaben sehr gut für einen König oder heute würde man Regierung sagen, passen. Eine Leitung, ein Regierungschef, aber auch jeder der Verantwortung, als Vater oder Chef hat, sollte (Charakter)stark sein. Es ist für alle gut, wenn er innere Stärke besitzt, wenn er seine Meinung nicht wechselt, wie das berühmte Fähnchen im Wind. Es ist gut für alle, wenn man klar sagen kann, was man gut und richtig findet. Es ist gut für alle, wenn man nicht aus Angst oder Schwäche auf seinem Standpunkt beharrt, sondern sich auch mal eines Besseren belehren lässt. Ein guter Chef ist nicht beratungsresistent, er bricht nicht gleich zusammen, wenn sich seine Position als falsch herausstellt. Er ist fehleroffen. Unter Stärke kann man verstehen, dass man so stark ist, dass man seine Schwäche zeigen kann und sie nicht durch zur Schau gestellte Größe und Macht verstecken will. Neben der Charakterstärke ist es für alle Menschen die Verantwortung oder ein Amt übernehmen, empfehlenswert, wenn man, bei Jesaja der ersehnte König, seine Amtsgeschäfte gut führt. Dazu gehört, dass er getroffene Entscheidungen auch konsequent umsetzt, dass er die Kraft hat, sie bis zum Ende durchzuziehen. Es ist nicht gut, wenn man wider besseren Wissens einknickt und die Sache einfach laufen lässt. Gesetze müssen eingehalten werden, sonst sind sie schnell keine mehr.
2. Weisheit
Eine zweite Gabe die jemand haben sollte, der Verantwortung übernimmt. Weisheit: Mir gefällt die Geschichte vom König Salomo (1 Könige 3, 16-28) ganz gut: Zwei Mütter streiten sich. Nachdem sie mit ihren Säuglingen allein zusammen waren und am andern Morgen nur noch eins lebt, beschuldigt die eine die andere, sie habe die Säuglinge vertauscht. Das lebende Baby gehöre ihr und nicht der andern Frau. Da keine Zeugen in der Nacht zugegen waren und sonst niemand unabhängiges etwas über die Säuglinge sagen kann, muss der König entscheiden. Aber wem soll er glauben? Er befiehlt man möge ein Schwert bringen und das Baby in der Mitte zerteilen. Einer Frau ist dieser Vorschlag recht, die andere jedoch bittet das Kind nicht zu zerteilen und es der andern zu überlassen. Salomo weiß jetzt, wer die wirkliche Mutter ist und gibt das Kind ihr. Eine weise Entscheidung. Ich glaube heute ist es ganz besonders wichtig, nicht nur auf das gesprochene oder gepostete Wort zu gucken, sondern tiefer zu blicken. Um was geht es wirklich, wie sind wir Menschen gestrickt, viele Seiten zu hören, nicht mit vorgefasster Meinung an jemanden oder eine Sache herantreten. Sich von den eigenen Interessen nicht verführen lassen, nicht bloß kurzfristig zu denken. Sich bewusst sein, wie wir Menschen sind: zerbrechlich, vergänglich, hilfsbedürftig. Dran denken, dass Gefühle kommen und gehen, sich nicht von ihnen bestimmen lassen, in dem man Dinge sagt oder tut die einem später leidtun. Weise Menschen leben aus einer tief erfassten Wirklichkeit, ihrem wahren echten Selbst.
3. Wissenschaft
Wieviel wunderbare Dinge verdanken wir der Wissenschaft, dem Erkennen von Naturgesetzen oder dem Wissen über Heilung von Krankheiten. Unsere Fähigkeit Wissenschaft zu betreiben ist ein großes Geschenk an uns. Dafür sind wir besonders dankbar. Unser Fortschritt als Menschen besteht ganz wesentlich in unserem geistigen Vermögen, Zusammenhänge in der natürlichen Welt zu erkennen und damit zu arbeiten. Zu wissen, was schädlich und förderlich für unsere Gesundheit ist, hilft uns besser und länger zu leben. Oder was Pflanzen für ein schnelles Wachstum brauchen, wie Pflanzen gezüchtet werden, damit sie mehr Ertrag bringen,… Neben solchen „Naturwissenschaftlichen Erkenntnissen“ gibt es noch Dinge, die genauso wichtig sind. Wie schaffen wir es, friedlich miteinander umzugehen. Oder wie können wir eine gerechte Gesellschaft gestalten. Oder wie gehen wir mit unserer Umwelt um, so dass sie auch für zukünftige Generationen noch gesunde Lebensbedingen bietet. Die Gabe der Erkenntnis meint auch, dass wir unser eigenes Verhalten von unserm Verstand leiten lassen und uns nicht zu vorschnellen Urteilen hinreißen lassen. Sich an den Fakten orientieren und sich nicht von „fake news“ beeinflussen lassen, heißt die Gabe der „Erkenntnis“ zu gebrauchen.
4. Einsicht
Einsicht haben, Einsicht zeigen ist in unserer Gesellschaft eine wichtige Eigenschaft. Richter wollen, dass Täter Einsicht zeigen in ihre Tat. Wir wollen, dass unser Gegenüber Einsicht zeigt, wenn er etwas Falsches getan oder gesagt hat. Es ist offensichtlich schwierig, die eigene vergangene Tat als falsch zu beurteilen und zu bereuen. Oft suchen wir Gründe, warum das, was man getan hat, irgendwie doch richtig war. Man will sich selbst ja nicht widersprechen. Man will Einsicht haben in einen Sachverhalt um richtige Entscheidungen zu treffen. Erst wenn man etwas richtig versteht, kann man urteilen. Lehrer wollen, dass ihre Schüler verstehen, was sie lernen, dass sie Zusammenhänge verstehen. Nur so wird man selbständig. Das ist ein wichtiges Ziel der Schule und Ausbildung. Darüber hinaus macht es auch Freude, wenn man etwas Neues verstanden hat, wenn man Einsicht gewonnen hat.
5. Rat
Man kann nicht alles selbst wissen, nicht in alles gleichermaßen Einsicht haben. Vielfach sind wir auf das Wissen anderer angewiesen. Deshalb brauchen wir den „guten“ Rat der Andern. Gut muss er sein, damit er uns weiterbringt. Gut muss er sein, damit wir uns auf den Rat der andern verlassen können. Die Gabe des (guten) Rates bezieht sich auch darauf, andern einen guten Rat zu geben. Andern, wenn gewünscht, ehrlich und kompetent, so wie wenn` s um einen selbst gehen würde, einen Rat zu geben. Unser Erfolg in der Evolution als Menschen beruht auf Arbeitsteilung und auf Zusammenarbeit, auf unserer Teamfähigkeit und auf unserer Fähigkeit auch in ganz großen Gruppen zusammenzuarbeiten. Wenn Menschen, bspw. Minister, Präsidenten, usw. den Rat von kompetenten Fachleuten annehmen, fällen sie bessere Entscheidungen. Schlecht ist es, wenn man meint, man weiß alles. Wenn man denkt, die andern wissen weniger, sind weniger kompetent. Schlecht ist es wenn man sich deutlich überschätzt. Gute Ratgeber und Ratnehmer sind ein Geschenk für die Gesellschaft.
6. Gottesfurcht
Die 6. Geistesgabe hat mit Respekt zu tun. Respekt und Achtung allen Menschen gegenüber und allem was geschaffen ist. Nur so kann es gelingen, dass wir friedlich miteinander umgehen. Wenn wir unsere Mitmenschen nicht als Mittel für unsere Zwecke missbrauchen, wenn wir ihre Fähigkeiten und ihre Freiheit achten werden wir füreinander zum Segen. Wir können über unsere Mitmenschen nicht verfügen, das muss klar sein. Ebenso klar muss es sein, dass andere nicht einfach über uns verfügen können.
Manchmal gibt es in unserm Leben Ereignisse die uns Erschaudern lassen. Meist sind es Dinge, die wir nicht im Griff haben, die plötzlich über uns kommen und uns unsere Kleinheit erlebbar machen. Oft erleben wir Unsicherheit, wenn sich der unser gewohnter Alltag ändert. Dann werden wir aufmerksam, stellen Fragen. Wir fragen nach dem Urgrund der Welt, von uns, von allem. Dann kann es sein, dass wir staunend dastehen und ergriffen werden von dem, was wir nicht begreifen können. Dieses Gefühl lässt uns nach „oben“ schauen. Hinaus in die schier unendliche Weite des Universums. Vielleicht stellt sich uns dann auch die Frage nach dem davor und dem dahinter. Vielleicht ergreift uns dann ein Staunen, was da noch alles ist. Das Meiste können wir nur erahnen. In diesen großen Zusammenhängen, in den Weiten des Universums, in den unfassbaren Zeiten entsteht in unseren Herzen Demut und Bescheidenheit. Nicht überheblich zu sein ist für jede Gesellschaft, jede Zusammenkunft ein Segen. Sich nicht zu wichtig zu nehmen, ist auch ein Ergebnis der Erfahrung der eigenen geringen Bedeutung angesichts bspw. 13,8 Milliarden Universums Geschichte. Was änderte sich in diesen großen Zusammenhängen, ob es uns gibt oder nicht: Es würde nicht auffallen. Das lässt uns erschaudern. Manchmal wird uns dieses Geschenk des Staunens zuteil.
7. Frömmigkeit
Schließlich gibt es noch eine Gabe die sich wie das Erschaudern auf das Größere über uns bezieht. Nein, falsch gesagt. Es bezieht sich nicht einfach auf etwas größeres, es bezieht sich einfach auf alles. Es bezieht sich nicht einfach auf ein anderes Etwas, sondern auf den Urgrund von allem. Vielleicht ist es besser einfach nichts zu sagen, weil es sich nicht sagen lässt.
Was sich aber sagen lässt ist, dass unser Job der ist, das zu tun was wir in dieser Welt als seine „Absichten“ vermuten. Wie wir denken, was er will. Dass wir unserer inneren Stimmen lauschen, und aufeinander hören, dass wir uns einlassen auf das, was angesagt ist und was die „Natur“ der Sache ist.
Lauter Gaben die uns gegeben sind. Geschenke die wir anschauen und verwenden können. Nur wenn wir beides sie als wertvolle Geschenke betrachten und mit ihnen arbeiten, können sie ein Segen für uns alle sein.