Neues liegt vor uns, unbetreten wie frisch gefallener Schnee, keine Spuren die uns den Weg vorgeben. Ein neues Jahr, ein neuer Beginn. Jeder Tag ist ein neuer Beginn. Vor uns eine freie Fläche, unbetreten. Ein schönes Bild. Freiheit symbolisierend.

Doch schleppen wir nicht Vorlieben, Gewohnheiten, Tendenzen und Erfahrungen mit uns mit?

Haben wir nicht Einstellungen zu allem Möglichen? Manchmal über Jahre erprobt? Manchmal sogar von Generation zu Generation weitergegeben.

Gerne und zu Recht suchen wir den Schutz der Anderen, der Gruppe, der Allgemeinheit. Nur ungern gehen wir unseren eigenen Weg. Schwerlich verändern wir unsere Gewohnheiten. Warum neue Wege gehen, wenn wir uns bei den Alten sicher fühlen? Da wissen wir was kommt, da kennen wir jede Unebenheit.

So stehen wir zwischen Neuem und Altem, zwischen dem Reiz des Neuen und der Sicherheit des Alten. Zwischen dem Bewähren und dem Risiko. Wäre da nicht die Störung, die Reibung und an manchen Stellen Leiden, wahrscheinlich würden wir uns nicht ändern. Vielleicht ist so das Leid Anstoß und Gelegenheit, seine Gewohnheiten zu ändern, Neues auszuprobieren. Und vielleicht versuchen wir erste Schritte auf unbetretenen Pfaden, auf Wegen, die man noch nie gegangen ist. Es muss ja auch nicht ein ganz neuer Weg sein, auf dem noch nie jemand gegangen ist. Es genügt manchmal auch schon, dass der Weg für einen Selbst neu ist.

Besonders an einem neuen Ort kann es leichter gelingen, wieder einen Schritt mehr in Richtung zum eigenen Selbst, zum eigenen Ich, zur Veränderung zu gehen. Ich glaube, dass man selbst sehr gut spürt, ob Veränderung und wenn ja, in welcher Richtung angesagt ist.

Veränderung ist auch möglich, wenn man lernt Dinge und Ereignisse neu zu sehen. Meist denken wir, wir müssten alles unter Kontrolle haben, die Sachen fest im Griff haben. Und wenn wir, gerade wenn wir älter werden und erfahrener, merken, dass das oft nicht gelingt, dann können wir mit größerer Anstrengung reagieren, stärker und fester zugreifen, oder aber wir lernen mehr und mehr loszulassen. Wir lernen uns ergreifen zu lassen, statt zu ergreifen. Wir lernen zu schauen und zu spüren. Wir lernen zu schauen, wofür wir dankbar sind, wofür wir jetzt dankbar sind. Was schön ist und was uns anspricht. Was ergreift uns innerlich? Was will uns beschenken? Die Frage nach der Dankbarkeit, im Hier und Jetzt gestellt, ist ein nachhaltiger und sich selbst verstärkender Motor für Veränderung. Denn es verändert unsere Sichtweise auf alles, was uns begegnet, was uns geschieht. Es verändert vor allem unsere Gefühle. Sicher kann man nicht für alles dankbar sein, das ist klar, aber man kann dafür dankbar sein, dass uns leidvolle Erfahrungen die Gelegenheit zur Veränderung geben. Vor allem aber kann man sofort und fast überall damit anfangen zu schauen wofür man dankbar sein will. Was gefällt mir gerade? Was tut mir gerade gut? Was ist gerade schön anzuschauen? Was fühlt sich gerade gut an? Was wird mir gerade ermöglicht? Und jetzt dafür danken!

Ich danke ihnen, dass Sie bis hierher gelesen haben. Und wünsche Ihnen viel Freude, die entsteht, wenn es gelingt dankbar zu sein, für was auch immer.